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Was wir wollen

unser Selbstverständnis, Stand August 2011

Das BiKo ist ein Versuch der Unversöhnlichkeit mit den jetzigen Verhältnissen, ein Versuch, sich von der eigenen Ohnmacht nicht dumm machen zu lassen. Mit diesem Bewusstsein wollen wir als Bildungsverein sowohl an eine Tradition emanzipatorischer Bewegungen anknüpfen als auch diese Geschichte kritisch reflektieren. Die Geschichte des Widerstands spielt sich am Rand und unter der Oberfläche der Geschichte der Sieger ab. Darum halten wir es für richtig, uns auch und gerade mit eher randständigen Themen auseinanderzusetzen. Um jedoch selbst nicht bloß ein weiterer Farbtupfer auf dem pluralistischen Markt der Meinungen zu sein, versuchen wir zu zeigen, dass diese Welt nicht die beste aller möglichen Welten ist – eine bessere Gesellschaft muss möglich sein! Dies bedeutet auch, dass es notwendigerweise ums Ganze geht: Die kapitalistische Arbeitsteilung ist global; daher kann es uns nicht nur um einen kleinen, abgesteckten Teilbereich gehen. In diesem Sinne versuchen wir auch, unser eigenes Wirken immer wieder selbstkritisch zu hinterfragen sowie selbst- und fremdgesteckte Grenzen zu überschreiten. Daraus entsteht die Notwendigkeit für uns, besonders in Hinblick auf die Prekarität unserer eigenen Arbeitsverhältnisse, auch immer wieder das Feld der Bildungsarbeit zu verlassen und uns mit anderen Akteur_innen zu verbinden.

Bildung für alle

Unsere Bildungsangebote richten sich an alle Menschen. Wir unterscheiden dabei nicht nach bestimmten Zielgruppen, weder im Hinblick auf Alter und Geschlecht, noch auf soziale Herkunft, Einkommensverhältnisse, etc.. Emanzipatorische Bildung soll ein andauernder Prozess sein und nicht der Steigerung der Verwertbarkeit und Effizienz im Sinne der Leistungsgesellschaft dienen. Seminare, Veranstaltungen und Projekte sollen sich an den Bedürfnissen der TeilnehmerInnen orientieren. Nach unserem Anspruch sollen sich ReferentInnen und TeilnehmerInnen auf Augenhöhe begegnen; daraus kann resultieren, dass die Grenzen zwischen ReferentInnen und TeilnehmerInnen fließend sind bzw. sich bestenfalls aufheben. Ziel ist, gemeinsam gesellschaftliche Verhältnisse zu verstehen, um Möglichkeiten und Handlungsräume für deren Veränderung zu eröffnen. Hinsichtlich unserer Bildungsangebote sind wir offen für eine Vielfalt von Themen und Schwerpunkten.

Ja, Ja, Bla, Bla, und wie soll das funktionieren?

Wir ... arbeiten hierarchiekritisch

Wir versuchen, uns hierarchiefrei zu organisieren und so unsere Veranstaltungen umzusetzen. Weil aber auch an uns die hierarchischen, macht- und herrschaftsförmigen Verhältnisse nicht spurlos vorübergehen, ist dies eine Anstrengung, die nie ihr Ende findet. Durch die offene Benennung und Reflektion von Hierarchien wird zumindest ein erster Schritt zu deren Abbau getan. Ganz praktisch zeigt sich unsere Hierarchiekritik in der Struktur unserer Treffen und des Vereines. Wir haben keinen Chef, entscheiden nach dem Konsensprinzip und brauchen keine Mitgliedsausweise. Trotz aller Ideale gibt es auch bei uns Probleme in der Umsetzung. Eine Schwelle ist die hierarchische Differenz zwischen Innen und Außen, die überwunden werden muss, um sich im BiKo einzubringen. Weitere lassen sich am Alter, am Geschlecht, an der Bildungsbiografie und am Durchsetzungsvermögen festmachen.

Wir ... sichern Strukturen.

Das BiKo bietet eine Infrastruktur, die kurz- und langfristige Prozesse emanzipatorischer Bildung ermöglicht. Sichtbar sind dabei nur die konkreten Veranstaltungen; dahinter steht jedoch eine Menge unsichtbare Arbeit - Treffen, Anträge, Vorbereitung etc. Nur dadurch können wir ein vielfältiges Bildungsangebot für eine große Bandbreite von interessierten Menschen gewährleisten. Da es fürs Rummeckern nur wenig Geld gibt, stehen wir vor dem Problem der chronischen Unterfinanzierung. Abhilfe hierbei ist uns jederzeit willkommen.

Wir ... bewegen uns in Netzwerken.

Wir arbeiten in regionalen und überregionalen Netzwerken mit anderen Akteur_innen in Bildung, Politik und Kultur zusammen, teilweise für einzelne Projekte, mit vielen Gruppen aber über einen langen Zeitraum. Durch diese Zusammenarbeit erwachsen gegenseitige Inspiration, Hilfe sowie neue Denkanstöße, aber auch die Notwendigkeit, das eigene Handeln genauso wie das der anderen in Frage zu stellen. Als Bildner_innen eines kleinen Kollektivs können wir nicht ansatzweise so viele gesellschaftliche Entwicklungen und ihre Auswirkungen aufnehmen und kritisch begleiten, wie wir es für nötig halten würden. Netzwerke ermöglichen, die eigenen Erkenntnisse und Inhalte zu diskutieren und verhindern, allein im eigenen Sumpf stecken zu bleiben. Solidarische, nicht-diskriminierende, emanzipatorische Positionen sind in Zeiten einer verstärkten Ökonomisierung aller Lebensbereiche nicht besonders en vogue. Umso wichtiger ist es, ihnen an möglichst vielen Stellen einen Raum zu bieten. Bewegung in Netzwerken bedeutet Aushandeln, Kompromiss und Akzeptanz unterschiedlicher Herangehensweisen. Manchmal bedeutet das auch, einsehen zu müssen, dass keine gemeinsame Basis gefunden wird und man sich besser verabschiedet.

Wir ... bilden ein Kollektiv.

Im Alltagsgeschäft bedeutet Kollektivität, dass wir Veranstaltungen gemeinsam vorbereiten, inhaltliche Debatten führen und thematisieren, wie wir die Einnahmen unter uns verteilen. Die Zumutung, als Unternehmer in Sachen eigener Arbeitskraft auf den Markt geworfen zu sein, können wir damit wenigstens ein Stückchen abmildern; obwohl die begrenzte Menge an Geld, die es zu verteilen gibt, dem doch sehr deutliche Grenzen setzt. Inhaltlich schaffen wir es hier und da, Wissen kollektiv zu erweitern, wobei hier wiederum die verfügbare Zeit enge Grenzen setzt. Allgemeiner gesprochen erlaubt das Kollektiv, der Zerrissenheit zwischen individuellem Privatleben und der spiegelbildlichen Einbindung in Zwangsgemeinschaften etwas entgegenzusetzen. Statt in der Arbeitswelt gegeneinander zu kämpfen und im Privatleben ganz „Ich“ zu sein, statt Gesellschaftlichkeit über Verträge und Warentausch herzustellen, kann das Kollektiv die Spannung zwischen Individuum und Gesellschaft sichtbar und diskutierbar machen. Bedingung für ein emanzipatorisches Kollektiv ist, dass es nicht auf Zwang basiert, dass das „Wir“ nicht die „Ichs“ erdrückt. Denn arbeitsteilig arbeiten alle Bildungsträger – nur wird der Ort der Teile im Ganzen durch Arbeitsverträge und zähe Hierarchien bestimmt. Wir haben den Anspruch, ein veränderbares Kollektiv zu formen, in dem die Einzelnen immer wieder gemeinsam aushandeln, was die „Ichs“ voneinander wollen und wo das „Wir“ hingehen soll. Das Kollektiv ist anstrengend. Es stellt ständig Anforderungen an seine Mitglieder. Immer wieder verhandeln zu müssen, was das „Wir“ ist und wie die „Ichs“ sich darin verorten, funktioniert nur mit Menschen, die wissen und auch ausdrücken können, was sie denn wollen. Da das nicht immer reibungslos läuft, ist das Kollektiv lange nicht so offen, wie wir uns das wünschen. Wir wollen sehr wohl, dass es auch für neue Menschen immer wieder die Möglichkeit gibt, das Kollektiv zu stärken, aber auch, es zu stören, zu verunsichern und neu zu sortieren. Das zu ermöglichen und den daraus folgenden Unsicherheiten und Problemen Raum zu geben, ist unser Anspruch.